Warnemünde

Wenn die Ostsee ruft!

Fünf Stunden und 558 km weiter hört man auf einmal Meeresrauschen. Zugegeben, man bekommt hier eher lange nicht mit, dass man am Meer ist. Bevor man nicht über eine Düne krabbelt, ist da eigentlich nichts zu sehen – aber man merkt spätestens, wenn einem der Leuchtturm aufgefallen ist: Hier bin ich richtig.


Warnemünde liegt quasi direkt an Rostock dran. Würde das Ortsschild nichts anderes sagen, würde man eher meinen in einen anderen Stadtteil der Hafenmetropole zu fahren. 2015 war ich schon einmal hier, viel hat sich seit dem nicht verändert und das ist auch gut so. Das Seebad Warnemünde hat nämlich durchaus urigen Charakter. Man merkt, dass alles etwas kleiner wird und die Meereszunge, liebevoll Hafen genannt, bietet ein Eng an Eng von Booten und Fressständen (in Form von Booten). Sicherlich hat sich der Ort sehr auf Touristen eingeschossen, aber man erwartet jetzt meiner Meinung nach auch kein authentisch kleines verschlafenes Fischerdorf, wenn man weiß, dass Rostock nur einen Steinwurf entfernt ist.

Direkt am Hafen pulsiert das Leben. Neben zahlreichen wirklich kleinen Geschäften, geht es hier eigentlich nur um Fisch und noch mehr Fisch. Imbiss an Imbiss, Restaurant an Restaurant. Auf der Halbinsel, die den Warnemünder-Hafen von der eigentlichen Hafeneinfahrt zum Rostocker Hafen trennt, durfte ich aber auch echte kleine Händler mit frisch gefangenem Fisch entdecken.

Gönnt man sich dann auch noch einen abgewandten Blick vom Meer, hat man gute Chancen einen Ozeanriesen zu entdecken. Macht man sich die Mühe und schlendert gemütlich hin, bekommt man einen ziemlich intensiven Eindruck wie groß diese Dinger doch sind.

Die Seitenstraßen malen dann schon ein ruhigeres Bild. Da findet man auch mal eine Dönerbude, vor allem aber Bäcker. Bäcker sind anscheinend nicht nur in Bayern ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens, nein hier findet man auch überall Bäcker, die vom vollwertigen Frühstück über den Coffee-To-Go alles anbieten. Eine Art Tankstelle, nur eben auf den Menschen umgemünzt. Ein wirkliches Café habe ich hingegen bei meinem Streifzug vergeblich gesucht.

Zurück am Hafen fallen einem direkt zwei weitere Leuchttürme auf. Wer will sich auch mit einem zufrieden geben? Schön anzusehen sind dabei die Piraten-Fahrten. Anscheinend kann man hier nicht nur eine normale Hafenrundfahrt, sondern auch die etwas extravagantere Tour buchen.

Fährt ein solches vom Wind getriebenes Schiff aus einem anderen Zeitalter wieder ein, ertönt ein Donnerschlag. Eine Kanone wird abgefeuert! Ich behaupte jetzt einmal, dass sie nicht tatsächlich feuert. Geprüft habe ich das aber nicht – ich wollte einfach nicht mit Holzbein enden.


Geht so ein Tag zu Ende, sucht man irgendwie instinktiv wieder das Meer. Da haben wir dann auch die typische Ostsee-Szenerie. Strand, Strandkörbe und ein ferner, gerader Horizont. Ich bin persönlich ja ein ziemlicher Fan von Strand-Spaziergängen. Leider mögen die mich nicht so. 2015 hatte ich mir dabei direkt eine Hüftgelenksentzündung geholt – aber um fair zu bleiben, wer läuft auch schon direkt einfach mal bis zum Horizont. Das ist weiter als man meint, vor allem im Sand.

Der Sonnenuntergang am Meer ist immer gewaltig. Da ist viel für wenig Geld geboten. Der weite klare Horizont. Die See, die stiller wird, je mehr der Wind abflaut und nicht zuletzt unser Zentralgestirn, das sein Licht immer weiter durch die Atmosphäre jagen muss, um unser Auge zu treffen. Wunderschön, tiefrot und absolut romantisch, stünde man da nicht allein rum. Nun gut, das kann man sogar allein ruhigen Gewissens genießen!

 

Rostock

Tag zwei hat uns nach Rostock verschlagen. Oh ich hab das noch gar nicht erwähnt? Entschuldigt – wir waren zu dritt. Ein gut befreundetes Pärchen und meine Wenigkeit. Rostock hat mich etwas überrascht. Es ist absolut nicht so groß wie erwartet. Dafür soll es den besten Zoo Europas haben? Ich weiß es nicht – hab ich mir nicht zu Gemüte geführt. Kurz um kann man da schon mal hin. Rostock hat viele schöne Ecken, tolle Gebäude und unfassbar bescheuerte Toiletten. Ganz im Ernst, die haben mitten in der Stadt Litfaßsäulen als öffentliche Toiletten. Da kann dann auch immer nur einer gleichzeitig rein und einen Gender-Unterschied gibt es auch nicht. Gut, zumindest wird das vollautomatische Örtchen nach jedem mal gereinigt, was einen noch länger warten lässt. Eilig darf man es da nicht haben, und ohne die passenden 60 Cent … naja, ich sag mal weiter nichts.

Stralsund

Stralsund  – Tag drei, war übrigens wesentlich schöner und beeindruckender. Hier hat man den Flair den man die ganze Zeit von der Ostsee wollte! Mit der Gorck Fock 1 im Hafen, verwinkelten Gassen mit Backsteinhäuschen und einem Ozeaneum bietet diese Stadt doch einiges! Leider waren wir hier nicht besonders lange. Durch unseren Besuch im besagten Ozeaneum hat sich die Zeit dann doch ziemlich verkürzt, aber das war es wert. Die Mischung aus Wissensvermittlung und riesigen Becken ist ziemlich gewaltig. Ich bin auch vorher noch nie durch eine Glasröhre gelaufen, durch die mich Fische anschauen konnten. Das ist schon cool! Von Quallen über Haie gibt es hier Diverses zu bestaunen. Gleich im Eingangsbereich erwartet einen ein riesiges Walskelett!

Ansonsten erliegt man einfach dem Gefühl, das diese Stadt ausstrahlt. Als Bayer bzw. Franke fühlt man sich hier endlich mal wirklich an der Ostsee. Ich finde, auch die Nordsee lässt einen viel schneller Urlaubsfeeling zufliegen. Irgendwie ist man wohl dieses Bild gewohnter, wenn man an deutsches Meer denkt.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich Warnemünde trotz des Kommerzlevels wunderschön finde! Rostock ist definitiv einen Ausflug wert, vielleicht war ich hier auch einfach an langweiligen Ecken. Wenn ihr aber die Gelegenheit habt, pilgert nach Stralsund! … Und bucht um Rostock herum kein AirBnB (das ist aber eine andere Geschichte)

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